Ein Mitarbeiter eines Alten-und Pflegeheims hält die Hand einer Bewohnerin
dpa/Oliver Berg
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Gesundheit

Pflegerin: Betrieb läuft „auf Sparflamme“

Eine Pflegerin eines städtischen Pensionistenheims erhebt schwere Vorwürfe, sie habe wegen des Personalmangels zu wenig Zeit, um ihren Aufgaben, etwa der Körperpflege, ausreichend nachzukommen. Der Pflegebetrieb laufe „auf Sparflamme“.

Die Grundversorgung der Menschen könne oft nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Folge seien Mängel in der Betreuung, was auch gesundheitliche Auswirkungen mit sich bringe. Eine Branchensprecherin bestätigte gegenüber „Wien heute“, sie höre ähnliche Vorwürfe oft. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet die Wienerin, die im „Wien heute“-Interview anonym bleiben will, in einem städtischen Pflegeheim.

Wöchentlich Duschen „geht sich einfach nicht mehr aus“

Sie ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, ihre Arbeit sieht sie durch den akuten Personalmangel stark beeinträchtigt, wie sie im „Wien heute“-Interview exklusiv schildert. „Mit so wenig Personal geht es einfach nicht, dass man jeden mindestens einmal die Woche duscht. Das geht sich einfach nicht mehr aus.“ Sie befürchtet gesundheitliche Folgeschäden für die Bewohnerinnen und Bewohner: „Wir können die Grundversorgung oft nicht bieten. (…) Es rennt alles auf Sparflamme.“

Pflegerin kritisiert Gesundheitssystem

Eine Pflegerin aus einem städtischen Pensionistenheim erhebt schwere Vorwürfe gegen das Gesundheitssystem. Sie ist der Meinung, dass man den eigentlichen Aufgaben nicht mehr gerecht wird und die Pflege zu kurz komme.

„Das hören wir immer wieder“

Vorwürfe, die für Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, nicht neu sind: „Das hören wir von unterschiedlichsten Seiten immer wieder. Wir haben auch immer wieder öffentlich darauf aufmerksam gemacht vonseiten des Berufsverbandes. Das ist jetzt nicht regional begrenzt. Das ist eine Situation, die sich eigentlich in ganz Österreich wiederfindet in unterschiedlicher Ausführung.“

Die Wiener Pflegerin denkt im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen nicht an Kündigung, weil ihr die Arbeit mit ihren Schützlingen zu wichtig ist. Vom Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser und der Stadt gibt es zu den schweren Vorwürfen vorerst keinen Kommentar – mit Verweis darauf, dass man anonyme Vorwürfe nicht kurzfristig überprüfen könne.